Die Ausstellung „León Ferrari – Reproducing Them Infinitely“ in der Galerie neurotitan in Berlin, präsentierte Schlüsselwerke des argentinischen Konzeptkünstlers sowie unbekanntere, bisher noch nicht in Deutschland gezeigte, Arbeiten, und lud Besucher*innen mit einem diversen Rahmenprogramm zur Interaktion ein. Im Rahmen der Ausstellung führte kollektiv orangotango im September 2021 Kartierungsworkshops im Haus Schwarzenberg durch. Dabei wurden Impulse und graphische Elemente aus Ferraris Werk, insbesondere aus seinen heliografías, aufgegriffen. In diesen Drucken, die insbesondere von seiner Zeit im Exil in São Paulo geprägt sind, verwendete León Letraset-Elemente—die in Architekturplänen zur Darstellung von Menschen, Pflanzen oder Fahrzeugen dienten—um einer oft bedrückender Wahrnehmung des Lebens im städtischem Raum Ausdruck zu verleihen.
Als “Gewaltsames Verschwindenlassen” wird die staatsterroristische, willkürliche Inhaftierung oder Entführung von Personen durch Regierungsbeamte oder durch organisierte Gruppen bzw. Privatleute bezeichnet, welche im Auftrag oder mit Duldung der Regierung handeln. Jeden Tag werden Menschen so auf der ganzen Welt verschwunden gelassen. Angehörige und Aktivist*innen suchen, teils seit Jahrzehnten, nach diesen Menschen oder wenigsten nach Gewissheit über deren Schicksal. León Ferrari hatte 1977 einen Sohn durch gewaltsames Verschwindenlassen verloren, woraufhin die Familie Ferrari ins Exil nach São Paulo ging.
In Zusammenarbeit mit Sol Undurraga und der Koalition gegen Verschwindenlassen gestalteten wir zum Internationalen Tag der Verschwundenen ein Wandbild im Hinterhof des Haus Schwarzenberg. Das Mural zeigt Portraits und Namen von gewaltsam verschwundenengelassenen Personen, die den Künstler*innen von Menschenrechtsorganisationen und zum Teil von den Angehörigen der Verschwundenen zugeschickt wurden.