Am 13. und 14. Juni 2018 fand am Haus der Kulturen der Welt HKW in Berlin ein Testlauf für die Schulen der Zukunft statt. In einem experimentellen Stundenplan erprobten die Teilnehmenden von 21 Schulprojekten, die im Rahmen von Schools of Tomorrow stattgefunden hatten, gemeinsam ihren Beitrag zur utopischen Schule von morgen.
kollektiv orangotango begleitete eine Gruppe junger Menschen aus Tübingen, die dort im Projekt Schule ohne Schule Möglichkeiten von Bildung in Gesellschaft erfroscht und erprobt hatte. Ohne Schulkasten, quantifizierte Leistungsabfrage und hierarchische Lehrer-Schüler-Beziehungen, dafür mit Begegnungen unterschiedlischter gesellschaftlicher Gruppen, gemeinsamer kreativer Betätigung und Austausch durch künstlerische Intervention im öffentlichen Raum.
In der experimentellen Schulstunde Schule ohne Schule leiteten Tübinger Jugendliche die Teilnehmenden aus den anderen Schulprojekten darin an, in Diskussion gemeinsame Meinungen zu formulieren und diese künstlerisch auf Stoffbannern festzuhalten. Die so gestalteten Transparente, angebracht im öffentlichen Raum, verliehen ihrem Beitrag zur Diskussion um die Schulen der Zukunft größte Sichtbarkeit und boten so die Grundlage für konstruktive Diskussionen mit Passant*innen, anderen jüngeren und älteren Mitmenschen.
In der Schulstunde Kiez machen – Schule machen wurden Ergebnisse des Projekts Fare Rione – Fare Scuola verarbeitet, das kollektiv orangotango im Januar 2018 in Neapel, Italien durchgeführt hat. Da die beteiligten Schüler*innen aus Neapel nicht nach Berlin kommen konnten, wurde auch dieser Workshop von Tübinger Schüler*innen geleitet. Anhand persönlicher Erfahrungen aus ihren jeweiligen Stadtteilen, bauten die Teilnehmenden einen utopischen Stadtplan, voller kreativer Lernorte, der, auf den Asphalt gezeichnet, zum begehbaren Spielfeld wurde.
Während wir im HKW in Berlin mögliche Formen emanzipatorischer Bildung diskutieren, sind konkrete Realitäten in denen emanzipatorische Bildung bereits gelebt wird in Gefahr. In Neapel ist das Centro Sociale GRIDAS nach über 30 Jahren Stadtteilpolitik und selbstorganisierter Bildung ‚von unten‘ akut von Räumung bedroht. In Granada soll die selbstverwaltete Mensa der Gómez Moreno-Schule an ein kommerzielles Catering-Unternehmen verkauft werden. Aus Solidarität mit diesen befreundeten Realitäten, diskutierten wir diese Fälle im Workshop am HKW. Daraus entstanden Banner mit den Forderungen „Il GRIDAS non si tocca“ und „No me toques la olla!!!“, die die Schüler*innen bis an die Berliner Mauer trugen.